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Wieland-Lesung im Mai 2022

Wielands „Die Salamandrin und die Bildsäule“ gehört als Kunstmärchen zur Gattung der Feenmärchen, die zur Zeit des Rokoko in Bürger- und Adelskreisen viel gelesen wurden. Als Unterhaltungsliteratur  beurteilt  sie die Literaturkritik manchmal etwas herablassend, ob zu Recht, soll der Zuhörer entscheiden.

Wieland greift auf eine Menge bereits in Frankreich gestalteter Motive zurück, verrätselt aber die Ereignisse mit vielfach verschlungenen Verzauberungen und Irreführungen, denen sich zwei suchende junge Männer stellen müssen. Erst am Ende lichtet sich das magische Märchendunkel, auch ist eine Lösung für die hiesige Welt zu erahnen. Ist es denn möglich, seiner gar zu hochfliegenden Sehnsucht auf Dauer treu zu bleiben? Wieland bleibt mit dieser Frage, heraustretend aus dem Dickicht seines Märchenwaldes, ein Erzieher und bietet dem standhaften Leser unaufdringlich eine Verhaltensethik.

Wer keine Vorstellung von der angedeuteten magischen Welt hat, mag sich an Schikaneders Textbuch zu Mozarts „Zauberflöte“ erinnern: da findet er eine ähnliche Szenerie.